Donnerstag, 5. Juli 2007

Spick mich bloß nicht!

Ich bin grade aus Neugier und einem grundsätzlichen Interesse für das Thema Lehrerbenotung auf der Seite spickmich.de gelandet. Die Idee, objektiv zu sagen, wie man den Unterricht eines Lehrers findet und den Lehrern genau das mitzuteilen, finde ich keine schlechte Idee. Es sind zusätzliche Informationen für die Lehrer, ich sehe nicht, warum man ihnen diese Angaben vorenthalten sollte.

Die Seite selbst ist eine Katastrophe. Schon auf der Hauptseite deutet sich die Naivität des Zielpublikums an, die ich selbst tragischerweise erst später bemerke. Die Tests der Lehrer werden nicht nach Ausgewogenheit, Unterrichtsbezug oder Eindeutigkeit der Aufgabenstellungen sondern tatsächlich nach Einfachheit beurteilt. Die Note des Lehrers beinhaltet dessen Sexappeal statt allgemein das Erscheinungsbild, Bezeichnungen für Kategorien sind auch sonst nicht sehr treffend. Nomen und Adjektive werden wild durcheinandergewürfelt. Das Wort "Beliebtheit" auszuschreiben war offenbar etwas umständlicher als "beliebt". Das wirkt sehr oberflächlich.

Bei der Bewertung der Schulen setzt sich das ganze fort. Die negative Grundhaltung der Schüler gegenüber der Schule erreicht nach dem "leichte Arbeiten"-Schock einen neuen Höhepunkt: Bewertet wird mitunter das Kriterium "Schulausfall", als ob es die Qualität einer Schule steigert, wenn sie viel Unterrichtsausfall hat. Die Schulfaktoren (betitelt als Flirt-, Faust-, Alk-Faktor, sowie einem vierten, den ich vergessen habe) setzen dem ganzen die Krone des Mediums für Pubertäre Mittelstufenschüler auf. Wirklich arm!

Zu allem Überfluss kupfert die Seite gnadenlos das gesammte StudiVZ-Prinzip ab. Die Seite verkommt zu einer Kennenlern- und Dating-Platform. Dann schon ins SchülerVZ.

Meiner Meinung nach eine Platform, für einige Mainstream-Kinder, die nichts besseres zu tun haben, als im Internet kundzutun, dass sie eigentlich nichts lernen wollen. Von Objektivität keine Spur. Und dieses Prinzip scheint der Anbieter durch seine absurden Bewertungskriterien und die überflüssigen SchülerVZ-Kopien noch zu verteidigen. Die Leute werden durch das Gerichtsurteil gegen eine Lehrerin, die gegen die Meinungsfreiheit klagte noch angestachelt. Dies wird nämlich in der Navigationsleiste ganz groß angeprangert, als wolle man auf die Nachfrage was der Scheiß eigentlich soll nur antworten: "Weil wir es dürfen!". Sehr traurig das ganze...

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Zuletzt aktualisiert: 5. Jul, 15:42

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