Donnerstag, 15. März 2007

Weihnachten in letzter Minute

Ein kleines Stück nördlich vom Polarkreis befindet sich in den dichten Nadelwäldern Finnlands, weit entfernt von Städten und Dörfern, der Eingang zu einer versteckten Höhle. Im Sommer ist dort das Paradies der tierischen Waldbewohner. Die Hasen spielen Haken schlagend Fangen und die jungen Rentiere können alleine Ausflüge machen, ohne auf vorbeifahrende Autos achten zu müssen. Erst wenn es kälter wird und die Sträucher allmählich ihre letzten Blätter verlieren fährt ab und zu ein großes, gelbes Auto die einsame Straße entlang und parkt direkt vor der Höhle.
Die älteren Tiere wissen bereits Bescheid, doch ihre Jungen sind sehr neugierig und versuchen heraus zu finden, was dieses seltsame Gefährt immer wieder hier zu suchen hat.
Ein Mann steigt aus dem Auto, macht den Kofferraum auf und trägt einen großen Korb voller Briefe zum Eingangstor. Dort trifft er einen alten Mann mit weißem Bart, der ihm freundlich zulächelt und den Korb entgegen nimmt. Er trägt ein rotes Gewand, eine ebenso rote Zipfelmütze und dicke schwarze Stiefel.
Hast du schon erraten, wer hier wohnt? Ja, es ist der Weihnachtsmann, der die ersten Briefe von Kindern aus aller Welt entgegen nimmt.
Im Sommer hat er immer Zeit, sich in seiner Höhle auszuruhen oder in der Welt herum zu reisen. Doch wenn es draußen kälter wird und die Sonne nur noch für ein paar Stunden am Himmel steht, kommt sehr viel Arbeit auf ihn zu. Tage und Nächte verbringt er dann an seinem Schreibtisch und liest jeden Kinderbrief.
Die Wünsche sind sehr unterschiedlich. Manche Kinder hätten gerne ganz viele teure Spielsachen, damit sie alle ihre Freunde zu sich nach Hause einladen und ein richtiges Spielefest feiern können. Andere wünschen sich ein Instrument zu spielen oder in einen Sportclub eintreten zu können und wieder andere hätten einfach gerne einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen oder hoffen, dass sich ihre Eltern wieder vertragen.
Es ist keine leichte Aufgabe für den Weihnachtsmann, alle diese Wünsche zu erfüllen. Er denkt viel darüber nach, doch so sehr er sich auch bemüht – es gelingt ihm nicht immer.
Und weil er sich so den Kopf darüber zerbricht, bemerkt er vorerst gar nicht, dass schon länger keine Post mehr gekommen ist. Tage und Nächte streichen vorbei. Es bleibt kein gelbes Auto vor der Höhle stehen.
Langsam beginnt sich der Weihnachtsmann Sorgen zu machen. Schließlich ist bereits Anfang Dezember und es fehlen noch jede Menge Briefe.
Entschlossen zieht er seinen dicken roten Wintermantel an und stapft nach draußen, um auf das Postauto zu warten.
Doch als er das Eingangstor öffnet, traut er seinen Augen nicht. So weit das Auge reicht ist alles weiß. Der Schnee reicht ihm fast bis zum Bauch. Es muss in den letzten Tagen so viel geschneit haben, dass die Straßen nicht mehr befahrbar sind.
Das ist wohl der Grund, weshalb er keine Post bekommt!
Schnell holt er seine große Schneeschaufel und macht sich an die Arbeit, einen Pfad bis zur Straße frei zu räumen. Doch bald beginnt es wieder so heftig zu schneien, dass er sich erschöpft neben sein Eingangstor setzt und zusieht, wie sich sein mühevoll erschaffener Weg wieder mit Schnee füllt. Er ist verzweifelt. Wie soll er die Kinder zu Weihnachten beschenken können, wenn er keine Briefe erhält? Die Zeit ist schon sehr knapp und bei dem Schneesturm kann es Tage dauern, bis die Straße geräumt wird, da die Räumungsfahrzeuge zuerst in den Städten eingesetzt werden.

So sitzt nun der verzweifelte Weihnachtsmann vor seiner Höhle und wartet stundenlang darauf, dass es zu schneien aufhört. Dabei merkt er vor lauter Sorgen nicht, dass er schon ganz kalte Füße hat. Immer wieder muss er nießen, aber er wendet seinen Blick nie von der Straße ab.
Als es am frühen Morgen immer noch heftig schneit, beschließt er, sich ein Weilchen ins Bett zu legen. Zitternd vor Kälte, verschnupft und laut hustend deckt er sich gut zu und schläft kurz darauf tief und fest ein.

Die neugierigen Rentierjungen haben den armen, verzweifelten Weihnachtsmann aus der Ferne beobachtet und beschließen nun, ihm zu helfen. Sie springen durch den tiefen Schnee zu den Bäumen, wo die Eulen wohnen und bitten sie um Hilfe.
Umgehend machen sich die verschlafenen Vögel auf den Weg, um aus der Luft zu sehen, wie weit die Schneeverwehungen reichen.
In der Zwischenzeit suchen die Rentiere die Elche auf, die nicht weit von ihnen ein Schläfchen halten. Aufgeregt erzählen sie, was sie beobachtet haben. Die Elche kennen den Weihnachtsmann schon sehr lange und zögern keine Minute. Sofort stehen sie auf und bieten an, als größte Waldbewohner durch den Schnee zu stapfen um aus der nächsten Stadt die gesammelte Post zu holen. Die Eulen würden mit ihnen zusammen arbeiten und ihnen den kürzesten Weg aus der Luft ansagen.
Damit war die Postzustellung vorerst gesichert.
Doch der kranke Weihnachtsmann könnte die vielen Briefe nie alleine lesen und sortieren. Dafür müssten die Rentiere noch die kleineren Waldbewohner zusammentrommeln. Ihnen erschien die Hasenfamilie sehr geeignet. Sie suchten den großen Bau auf und riefen laut hinein, dass es sich um einen Weihnachtsnotfall handle.
Verwirrt stand Papa Hase kurz darauf im Schnee und lauschte gespannt, was die Rentiere erzählten. Sofort bot er an, die kleinen Tiere des Waldes aufzuwecken und die Arbeiten in der Höhle des Weihnachtsmannes zu übernehmen.
Begeistert von der Zusammenarbeit der Waldbewohner machten sich die Rentiere auf den Weg zur Höhle. Ihre Aufgabe war es, gemeinsam mit ihren Eltern die Schlitten für den Weihnachtsabend zu putzen und aufzubauen.
Die Eulen hatten bereits das Postamt in der Stadt ausfindig gemacht und baten die Postbeamten, die vielen Briefe Elchrücken gerecht zu verpacken.
Gleich darauf flogen sie wieder los, um die durch den Tiefschnee stapfenden Elche aufzusuchen und ihnen den Weg zu zeigen.
In der Zwischenzeit saßen alle Hasen nebeneinander im Wald und zählten laut bis drei. Dann begannen sie alle gleichzeitig mit ihren Hinterläufen aufzustampfen, sodass der Boden vibrierte. So weckten sie alle Höhlenbewohner des Waldes und lockten sie aus Neugier aus ihren Bauten.
Der Wolf, der auch schon von dem Vorfall gehört hatte, setzte sich zu den Hasen und begann laut zu heulen, damit alle Tiere wussten, wohin sie kommen sollten.
Wenig später kamen aus allen Richtungen Tiere gelaufen, geflogen und gesprungen. Luchse, Wölfe, Mäuse, Ratten, Vögel und Bären.
Die Hasen erklärten kurz, was vorgefallen ist und schon machten sich alle gemeinsam auf den Weg zur Höhle des Weihnachtsmannes. Doch wo waren die Murmeltiere? Es war unmöglich, dass sie das laute Klopfen nicht gehört oder gespürt hätten.
So machte sich der Hasenälteste auf den Weg zum Murmeltierbau. Dort angekommen musste er laut lachen. In jedem der Eingänge lag ein Murmeltier tief und fest schlafend. Sie mussten wohl beim Herauskriechen vor Müdigkeit wieder eingeschlafen sein.
Der Hase rief laut nach ihnen, um sie zu wecken, doch die kleinen Tiere schnarchten weiter. Schließlich wollte der Hase keine Zeit verlieren und stampfte einmal kräftig mit dem Hinterlauf auf den Boden. In dem Moment sprangen alle Schlafmützen mit einem Satz aus ihren Eingängen und sahen sich verwirrt um.
Schnell erklärte der Hase, dass die Tiere dringend ihre Hilfe brauchten und schon machten sich alle auf den Weg.

In der Weihnachtsmannhöhle bemühten sich alle anderen Tiere bereits, die anfallende Arbeit aufzuteilen. Jeder sollte eine Aufgabe bekommen.
Die flinken Mäuse meldeten sich gemeinsam mit den Ratten als Brieföffner, die schlauen Füchse als Brief Leser, die Hasen als Einschlichter, die kleinen Vögel als Vermittler und alle anderen Tiere waren für die Besorgung und Herstellung der Geschenke verantwortlich. Die fertigen Packerl sollten später von den starken Elchen und Bären auf die Schlitten geladen werden.
Und die verschlafenen Murmeltiere hatten die Aufgabe, sich um den laut schnarchenden kranken Weihnachtsmann zu kümmern und darauf zu achten, dass er so lange schläft, bis er im wieder gesund ist.

Kaum hatte jeder seinen Platz eingenommen, standen die ersten Elche mit einer großen Anzahl an Briefen vor der Türe. Die Mäuse bemühten sich, die Kuverts so schnell wie möglich aufzunagen, damit die Füchse bald lesen konnten, was sich die Kinder wünschten und die Briefe den Hasen zu übergeben. Diese ordneten die vielen Zettel in eine große Länderkartei ein. Ganz links waren Fächer für die Länder die mit A begannen und ganz rechts endete die Kartei mit dem Land Zypern. So erleichterten sie den Elchen die Arbeit beim Bepacken der Schlitten.
Die Vögel hatten alle Flügel voll zu tun, um den Tieren, die für die Herstellung der Geschenke zuständig waren zu sagen, welches Kind sich welches Spiel wünscht. Sie flogen immer zwischen dem Fuchs, den Hasen und den Arbeitstieren herum und waren am Abend vor lauter Gezwitscher ganz heiser.
Die Murmeltiere beschlossen, sich bei der Betreuung des Weihnachtsmannes abzuwechseln, damit immer ein paar von ihnen schlafen konnten. So achteten immer zwei darauf, dass der alte Mann gut zugedeckt war, zwei machten ihm kalte Umschläge und zwei weitere hielten Wache, dass die vier arbeitenden Murmeltiere nicht einschliefen.
Und der Weihnachtsmann schlief und schlief, tief und fest.
Die Eulen flogen immer wieder in die Stadt, um kleine Briefmengen per Flugpost zu bringen und die Elche kannten nun den Weg zum Postamt auch sehr gut.
Ein Schlitten nach dem anderen wurde von den Rentieren poliert und repariert, sodass man ihn von weitem schon im Mondlicht funkeln sah.
So gingen die Tage vorüber und die Tiere arbeiteten unerschöpflich weiter.
Immer wieder lobten sie einander und waren sehr stolz darauf, dass sie so toll zusammen arbeiteten. Die Geschenke türmten sich bereits auf den Schlitten und als am 23. Dezember die letzte Elch- und Luftpost eintraf waren die Tiere sehr zufrieden. Sie hatten die meisten Kinderwünsche erfüllen können und hatten somit dem kranken Weihnachtsmann den Weihnachtsabend gerettet.

Am nächsten Morgen wurden noch einmal alle Wunschzettel mit den Päckchen verglichen, damit auch wirklich jeder das bekommt, was er aufgeschrieben hat. Die Hasen nahmen alle Briefe aus einer Länderkartei und reichten sie dem Fuchs. Dieser las laut vor während die Elche kontrollierten, ob die Schlitten richtig beladen waren.
Gerade in dem Moment verstummte das laute Schnarchen aus dem Bett und der Weihnachtsmann streckte sich laut gähnend. Zuerst öffnete er ein Auge, schüttelte dann den Kopf und setzte sich im Bett auf. Der arme Mann traute seinen Augen nicht und zwickte sich in den Oberarm, um sich selbst davon zu überzeugen, dass er nicht mehr träumte. Was war nur geschehen? Was taten all die Tiere in seiner Höhle? Sofort schlug er die Decke zurück und stieg aus dem Bett, das von friedlich schlummernden Murmeltieren umgeben war.
Sprachlos ging er zum Höhleneingang, um draußen frische Luft zu schnappen.
Und als er das quietschende Tor vorsichtig öffnete, sah er in der Morgendämmerung seine Schlitten – bepackt mit vielen bunten Geschenken – im glitzernden Schnee stehen. Die Rentiere ruhten noch unter den Bäumen, denn sie wussten, dass heute Abend viel Arbeit auf sie zukommen würde.
Langsam begriff der verwirrte Weihnachtsmann, was hier geschehen war und ihm stiegen Tränen in die Augen. Schnell rannte er wieder hinunter und umarmte jedes Tier. Wären sie nicht gewesen, hätte er die Kinder heuer nicht beschenken können.
Er zog sich ein frisches rotes Gewand an, kämmte sich seine zerzausten Haare, schlüpfte wieder in die dicken schwarzen Stiefel und rannte fröhlich zu den Schlitten hinaus.
Die jungen Rentiere halfen ihren Eltern in der Zwischenzeit dabei, das Geschirr anzulegen. Nächstes Jahr waren auch sie an der Reihe den Schlitten zu ziehen.
Glücklich sprang der Weihnachtsmann auf und die Rentiere liefen los. Als er sich kurz darauf noch einmal umdrehte, sah er die Tiere winkend vor seiner Höhle stehen. Er winkte ihnen zurück und rief ganz laut: „Wenn ich zurück komme gibt es ein großes Weihnachtsfest für euch alle!“

Dann verschwand er mit seinen Rentieren und den vielen Päckchen im Wald.

Die Tiere waren sehr erleichtert und freuten sich, dass sie dem Weihnachtsmann so eine Freude machen konnten. Sie fielen sich in die Pfoten und wünschten einander Frohe Weihnachten.

© Geli

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